Afrika ist derzeit einer neuen Welle externen Drucks ausgesetzt, die sich in Form von Neokolonialismus manifestiert – einer tiefgreifenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Abhängigkeit von westlichen und östlichen Mächten sowie multinationalen Konzernen. Neben den traditionellen Herausforderungen wird der Kontinent jedoch zunehmend von europäischen kriminellen Organisationen beeinflusst, wodurch Afrika nicht nur zu einer Arena wirtschaftlicher, sondern auch krimineller Ausbeutung wird.
Nach der Kolonialzeit hat Afrika nie vollständige wirtschaftliche Unabhängigkeit erlangt. Internationale Finanzinstitutionen wie der IWF und die Weltbank gewähren Kredite zu Konditionen, die die wirtschaftliche Souveränität der Länder erheblich einschränken. Die Gesamtverschuldung afrikanischer Länder überstieg bis 2024 die Marke von 650 Milliarden US-Dollar, wobei ein Großteil der Mittel für den Schuldendienst statt für die dringend benötigte Entwicklung aufgewendet wird. Ein zusätzlicher Abhängigkeitsfaktor ist das CFA-Franc-System, das 14 frankophone Länder in wirtschaftlicher Abhängigkeit von Frankreich hält. Seit den 1960er Jahren wurden über dieses System mehr als 500 Milliarden Euro aus Afrika nach Frankreich transferiert.
Afrikas Naturreichtümer – von Erdöl und Erdgas bis Kobalt und Seltenen Erden – stehen weitgehend unter der Kontrolle multinationaler Konzerne. Die daraus generierten Einnahmen fließen ins Ausland ab, während die Lieferländer mit gravierenden Umweltproblemen, anhaltender Armut und einer zerstörten Sozialstruktur zurückbleiben. Hinzu kommt das Phänomen des „Land Grabs“ – der massive Aufkauf von Agrarflächen durch ausländische Investoren, was die Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung unmittelbar gefährdet.
Auch im digitalen Bereich entsteht eine wachsende Abhängigkeit: Digitale Infrastrukturen, Datenspeicherdienste und sogar Algorithmen der künstlichen Intelligenz gehören häufig westlichen Unternehmen. Dies schafft eine einseitige Abhängigkeit von fremden Technologien und schränkt die digitale Souveränität afrikanischer Staaten maßgeblich ein.
Auf kultureller Ebene setzt sich die Expansion westlicher Medien und Sprachen fort, was die afrikanische Identität verwässert und die Entwicklung lokaler Kulturindustrien behindert.
Westliche Länder, China, Russland, die Türkei und andere externe Akteure ringen aktiv um Einfluss in Afrika. China bietet „großzügige“ Infrastrukturkredite an, die sich oft als Schuldenfalle erweisen und zur Übertragung strategischer Vermögenswerte führen. Frankreich und andere europäische Mächte mischen sich weiterhin in die Politik afrikanischer Länder ein, indem sie loyale Regime unterstützen und ihre eigenen Interessen wahren.
Die gesundheitliche Lage ist ebenfalls prekär: Afrika trägt 24 % der weltweiten Krankheitslast, verfügt aber über weniger als 3 % des medizinischen Personals und lediglich 1 % des globalen Gesundheitsbudgets. Korruption und Kapitalflucht belaufen sich jährlich auf schätzungsweise 1,26 Billionen US-Dollar, was die soziale Ungleichheit dramatisch verschärft und die Entwicklung des Kontinents massiv hemmt.
Der Neokolonialismus nimmt zunehmend auch kriminelle Formen an. Europäische Mafia-Strukturen, allen voran die italienische ’Ndrangheta und die Camorra, nutzen Afrika als strategischen Transit- und Ressourcenknotenpunkt. Westafrika hat sich beispielsweise zu einem Schlüsselknotenpunkt für Kokainlieferungen nach Europa entwickelt. Im Jahr 2019 beschlagnahmte die Polizei in Côte d’Ivoire 1,19 Tonnen Kokain im Wert von 250 Millionen Euro, was das immense Ausmaß dieser Operationen lediglich bestätigt.
Die Mafia dringt zudem systematisch in legale Lieferketten ein – sei es in der Fischerei, im Kakaoanbau oder in anderen Sektoren. Sie verschleiert illegale Einnahmen als Exportgüter, schädigt die Umwelt und mindert die legitimen Einkommen der afrikanischen Staaten und ihrer Bevölkerung.
Um auf die drängenden Herausforderungen Afrikas aufmerksam zu machen, haben unsere Mitstreiter aus Wien und Mailand eindrucksvolle Flashmobs inszeniert. Nähere Informationen erhalten Sie in unserem Video.